Kreisgruppe Mainz

Vom Lennebergwald zum Gemeinschaftsgarten Gartenfeld

 (Karte: ©Bundesamt für Kartographie und Geodäsie / Route aus OpenStreetMap, ODbL 1.0)

Die Route startet am Wendelinusheim im Lennebergwald. Über Kapellenstraße, Am Sportfeld, An der Krimm, Am Großen Sand, Kurt-Schuhmacher-Straße, Gonsbachtal, Hartmühlenweg, Hattenbergstraße, Moltkestraße, Goethepark, Heinrich-Heine-Straße geht’s zur Forsterstraße 34-38. Im Hinterhof befindet sich der Neustadtgarten.

Startpunkt A – Wendelinusheim im Lennebergwald, der Klimawandel ist sichtbar

Im Lennebergwald, beliebtes Naherholungsgebiet der Mainzer, steht auf relativ sandigem Untergrund. Er grenzt an den sogenannten Mainzer Sand, welcher aufgrund dieses Bodens eine steppenähnliche Pflanzenwelt beheimatet. Im Wald vertrocknen aufgrund des Klimawandels mit wenigen Niederschlägen und vielen sehr heißen Tagen seit einigen Jahren die jahrhundertealten Kiefern. Auch vermehren sich verstärkt Erreger und Pilze, die nun auch den Buchenbestand angreifen.

Station 1 – Wildpark, Wildkatzenprojekt des BUND

 (Thomas Stephan / BUND)

Wildkatzen sind auf vernetzte, naturnahe Laub- und Mischwälder angewiesen. Waren sie in Deutschland zu Beginn des 20. Jahrhundert fast ausgestorben, werden die Bestände bereits wieder auf 6000-8000 Tiere geschätzt. Seit 2004 knüpft der BUND ein Rettungsnetz für die Wildkatze, eines der größten Naturschutzprojekte Mitteleuropas. Dafür werden Bäume und Büsche gepflanzt, welche als Waldkorridore die bestehenden Wälder vernetzen. Die Wildkatze soll sich so neue Lebensräume erobern und wiederausbreiten können. Sie steht dabei stellvertretend für viele andere Waldbewohner. Denn wo sich die anspruchsvolle Wildkatze wohlfühlt, finden auch zahlreiche andere gefährdete Arten eine Heimat. Das Schaugehege ermöglicht, Wildkatzen aus der Nähe zu erleben und zu beobachten und fördert dadurch das Interesse und Verständnis für diese.

Die häufigste akute Todesursache für Wildkatzen in Deutschland ist übrigens der Straßen­tod. Der BUND kämpft daher dafür, dass Querungshilfen wie Grünbrücken oder Wildtunnel gebaut werden.

Station 2 – Mainzer Sand, Biodiversität

Der Mainzer Sand zählt zu den bedeutendsten Naturschutzgebieten Europas und ist durch vielfältige Normen geschützt. Er besitzt eine einzigartige Pflanzenwelt – ein Relikt der nacheiszeitlichen Steppenlandschaften. Das Mainzer Becken war einst eine riesige Meeresbucht, in der Kalkalgenriffe wuchsen. Sie bilden heute einen Teil des Untergrundes. Als das Meer zurückging, floss der Rhein in der Nähe entlang. An dessen Seiten häuften sich Sande und Kiese an, die später als Flugsand vom Wind weitertransportiert wurden – so bildeten sich in der Eiszeit die Dünenfelder des Mainzer Sands. Hier siedelten sich Steppen- und Sandpflanzen aus den südrussischen Steppengebieten an, gemischt mit submediterranden Arten und atlantischen Arten. Trotz ihres Schutzstatus seit 1939 durchschneidet seit den 60-er Jahren die A643 das rund 130 Hektar große Naturschutzgebiet. Durch ihren geplanten dreispurigen Ausbau droht weiterer Flächen- und Artenverlust.

Station 3 - Kleingärten – Spurensuche Gartenschläfer

 (BUND Mainz/Sc)

Kennt ihr schon den Gartenschläfer? Nur in wenigen Regionen in Deutschland ist der kleine Bilch mit der Zorro-Maske noch ein häufiger Gast. Besonders In Mainz und Umgebung scheint er sich wohlzufühlen und wohnt oft in unseren Gärten. Allerdings zieht er auch in Dachböden ein, nicht immer zur Freude der anderen Hausbewohner.

Leider ist es so, dass der Gartenschläfer in den letzten 30 Jahren über 50% seines Verbreitungsgebietes verloren hat. Und im Moment weiß keiner warum.

Grund genug, dass der BUND zusammen mit der Senckenberg Gesellschaft und der Uni Gießen mit der "Spurensuche Gartenschläfer" erforscht, warum es dem Gartenschläfer bei uns immer schlechter geht.

Wenn bei euch einer wohnt, meldet ihr ihn auf der Webseite: www.gartenschlaefer.de und helft mit, den Gartenschläfer zu schützen und weiter zu erforschen.

Station 4 – Gonsbachtal – Frischluftschneise für die Mainzer Neustadt

 (BUND Mainz/Sc)

Luftverschmutzung und Lärm gehören mit den durch den Klimawandel immer häufiger auftretenden Hitzewellen zu den TOP3 der Umweltbelastungen in Europa. Vorzeitige Todesfälle und eingeschränkte Lebensqualität mit Asthma, Allergien sowie Lungen- und Herzkreislauferkrankungen sind die Folge.

Von 2016 bis 2019 nahm die Stadt Mainz an der Klimprax-Studie des hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie teil. Dabei wurde unter anderem die Bedeutung von Grünflächen für das Stadtklima betont. Die Verdunstung von Wasser führt in der unversiegelten, stark bepflanzten Fläche zu einer Kühlung der Luft. So ist der Gonsbach eine der wenigen Kaltluftentstehungsgebiete und Frischluftschneisen insbesondere für die stark bebaute und verdichtete Neustadt.

Station 5 – Gonsbachtal, Renaturierung, Auen

Der Gonsbach ist ein Nebenfluss des Rheins, der von vielen Kleingärten und Gemüsefelder gesäumt wird. Bis zum Jahr 2013 war er in ein enges, gemauertes Flussbett gezwängt, dann begann dessen Renauturierung als Ausgleichsmaßnahme für eine anderweitige Flächenversiegelung. Der Fluss soll sich wieder sein eigenes Bett durch das Tal suchen können, heimische Pflanzen und Tieren sollen sich ansiedeln. Das Gonsbachtal verbindet die Stadtteile Finthen, Gonsenheim und Mombach mit der Neustadt, überall führen Trampelpfade durch das Landschaftsschutzgebiet, viele Hundebesitzer lassen ihre Tiere ohne Leine laufen. Die starke Nutzung schränkt den Wert für die Natur ein und macht deutlich, dass derartige grüne Schneisen Mangelware in Mainz sind.

Station 6 – Fahren ohne Mischverkehr

Das Gonsbachtal inklusive Hartmühlenweg gehört zu von Radfahrer*innen häufig genutzten autoverkehrsarmen Achsen von Finthen über Gonsenheim zur Innenstadt. Solche verkehrsarmen Achsen sind für eine substanzielle Verkehrswende dringend nötig. Die Umwidmung zur Fahrradstraße wäre ein wichtiger Schritt.

Station 7 – Goethepark – Naherholung, sozialer Treffpunkt im Grünen

Der Goethepark ist die einzige größere Naherholungszone in der Neustadt und deshalb äußerst beliebt bei den Anwohnern. Die Rollschuhbahn, Tischtennisplatten und der kostenlose Wasserspielplatz sind Publikumsmagnete, die Wiese wird gerne von studentischen Grüppchen bevölkert. Durch den starken Nutzungsdruck, gepaart mit der Trockenheit durch den Klimawandel sind schon vor dem Sommer kaum mehr grüne Rasenflächen vorhanden. Dies belegt, dass es zu wenige Grünflächen wie der Goethepark zur Naherholung zur Verfügung stehen.

Eine ökologische Aufwertung des Goethepark steht aktuell bevor: Der Streifen am Rande des Parks von Goethestraße zur Leibnizstraße entlang des Sportplatzes der Goetheschule soll zu einem Wiesenbiotop entwickelt werden.

Endpunkt B – Neustadtgarten – Urban Gardening

Der Neustadtgarten ist seit 2013 ein Projekt der Stadt Mainz, der BUND-Kreisgruppe Mainz-Stadt, der sozialen Stadt und interessierten Bürgerinnen und Bürgern.

Vom Neustadtgarten aus kann man durch die Bäume teilweise die Häuser Wallaustr. 31-39 sehen. Vor der baubiologisch begleiteten Renovierung 2014-2019 hat hier die größte Mauerseglerkolonie der Neustadt genistet. Leider wurden die an den oberen Gebäudekanten angebrachten Ersatznistkästen von den extrem nistplatztreuen Mauerseglern nicht gefunden. Beim letzten Haus (Nr. 39) wurden die Nisthilfen direkt auf den Stellen angebracht, an denen die Vögel vorher in der Fassade genistet hatten, und nun siedeln sich dort von Jahr zu Jahr wieder mehr Mauersegler, aber auch Spatzen und Meisen an.

Alle Fotos, soweit nicht anders angegeben: Dr. M.Weloe