"Der Schatz unter unseren Füßen" - Vortragsabend zum Weltbodentag am 5.12.23
Am 5.12.23 war der Internationale Weltbodentag. Dieser Tag weist jährlich auf die Bedeutung des Bodens als entscheidendem Bestandteil des Ökosystems hin und mit seinen Funktionen für Klima und Biodiversität als fundamentale Lebensgrundlage.
Am Weltbodentag wird auch jeweils der "Boden des Jahres" ausgerufen. 2023 ist dies der Ackerboden.
Grund genug für uns, gemeinsam mit dem Projekt "Boden schätze(n) - Flächen schützen" des BUND Landesverbands einen Vortrags- und Diskussionsabend zum Thema "Der Schatz unter unseren Füßen" zu veranstalten.
Die Diplom-Agraringenieurin Dr. Maren Heincke (EKHN) hatte ihren Vortrag als einen "Beitrag zur Stärkung des Bodenbewusstseins" bezeichnet.
Böden sind eine begrenzte, nicht vermehrbare aber lebenswichtige Ressource, über 90 % der weltweiten Nahrungsmittelproduktion hängen unmittelbar vom Boden ab.
Fruchtbare Böden gehören zu den komplexesten und damit verletzbarsten Ökosystemen und haben eine sehr langsame Regenerationsfähigkeit: 10 Zentimeter Bodenneubildung dauern ca. 1000 Jahre, künstliche Rekultivierung ist sehr teuer und nur unvollständig möglich. Leider werden Böden nach wie vor überwiegend unter ökonomischen Gesichtspunkten betrachtet.
Die Flächeninanspruchnahme in Rheinland-Pfalz sollte lt. Landesregierung bis 2030 dauerhaft unter 1 ha pro Tag betragen, der Flächenverbrauch war ab ca. 2004/2007 stark gesunken, ist allerdings in den letzten Jahren wieder stark auf durchschnittlich 4,3 ha pro Tag angestiegen.
Die Darstellung der Entwicklung des Flächenverbrauchs in Rheinland-Pfalz sowie Lösungsmöglichkeiten sollte eigentlich von der zweiten Referentin des Abends, Jenni Follmann, Sprecherin des AK Bodenschutz im BUND Rheinland-Pfalz, übernommen werden, die allerdings kurzfristig wegen Krankheit absagen musste. Dankenswerterweise hatte Frau Heincke noch schnell einige Punkte übernommen.
Anschließend gab Susanne Schmid von der Mainzer BUND-Gruppe einen Überblick über den Flächenverbrauch in Mainz. In den 20 Jahren ab 1973 wurden ca. 13% der landwirtschaftlichen Flächen für Gebäude und Verkehrsflächen umgewandelt. Dann sank der Verbrauch unversiegelter Flächen, da nach dem Mauerfall etliche Konversionsflächen zur Verfügung standen (von der US Army genutzte Flächen, danach die beiden Häfen, momentan wird das ehemalige IBM-Gelände bebaut). Am Beispiel der Fläche zwischen Saarstraße, Koblenzer/Essenheimer Straße und der Bahnlinie Mainz-Alzey zeigte Susanne Schmid auf, wie die Flächenversiegelung trotzdem kontinuierlich fortschritt mit Hochschule und dem Stadion. Momentan wird das Hochschulerweiterungsgelände bebaut (16 ha) und auf weiteren 50 ha möchte die Stadt Mainz einen Biotech-Campus für Startups bauen, wobei "nur" 20 ha tatsächlich versiegelt werden sollen. Für diese Fläche wurde im Frühjahr ein städtebaulicher Wettbewerb ausgeschrieben.
Die IHK fordert weitere 20 ha der Gesamtfläche für einen Handwerkerhof am Rand der Essenheimer Straße. Neben dem Verlust unversiegelten Bodens wird hier der Lebensraum geschützter und teilweise vom Aussterben bedrohter Arten weiter reduziert und last but not least wird ein Kaltluftentstehungsgebiet bebaut, von dem aus Kaltluftströme bis nach Mombach und an den Rand der Neustadt fließen.
Kleine Erinnerung: 2019 hat die Stadt Mainz den Klimanotstand erklärt.
Der Abend wurde durch eine Fragen- und Diskussionsrunde abgeschlossen und die beiden Referentinnen erhielten zum Dank je eine Flasche Bio-Wein bzw. -Saft.
Vor und nach den Vorträgen konnten sich die Besucher*innen noch am bereitgestellten Imbiss mit Salaten aus Ackergemüse sowie den Broschüren am Infotisch bedienen.
Das Projekt "Boden schätze(n) – Flächen schützen" wird gefördert von der Stiftung Natur und Umwelt aus Finanzmitteln der Glücksspirale.
Maren Goschke stellt Natascha Steinbacher vor, die neue Verantwortliche für das Bodenprojekt "Boden schätze(n) - Flächen schützen" des BUND-Landesverbands.
Dr. Maren Heincke von der EKHN referiert über die Entstehung und Bedeutung unversiegelter Böden als fundamentale Lebensgrundlage des Menschen.
Was wir heute anmahnen, wussten wir vor 50 Jahren schon, ohne dass wirkliche Konsequenzen gezogen wurden. Die Bodenversiegelung geht weiter.