Kreisgruppe Mainz

Geschichten vom Balkon - Eine Spatzenfamilie in Gonsenheim

4. Mai 2020

BUND Mainz setzt sich für den Schutz von Gebäudebrütern ein

Der Haussperling oder "Spatz" ist einer der bekanntesten Stadtvögel. Spatzen sind überwiegend Höhlenbrüter. Als Kulturfolger des Menschen bauen sie ihre kugeligen Nester in Nischen und Hohlräumen, in Mauerlöcher oder Spalten unter Dächern, meist in Gesellschaft mit vielen anderen Spatzenpärchen. Sie gehören somit zu den "Gebäudebrütern", die im Gegensatz zu anderen das ganze Jahr in ihrem Brutgebiet bleiben und kein entferntes Winterquartier aufsuchen.

Robin Stege aus Mainz beobachtete in diesem Frühjahr ein Spatzenpärchen, das sich in einem Loch in der Hausfassade unweit seiner Wohnung ein Nest gebaut hat. Spatzen verbauen fast alles für ihr Nest: Stroh, Gras, Wolle, Papier, je nach Verfügbarkeit. Eigentlich wollte der Software-Ingenieur Urlaub zwischen Nord- und Ostsee machen, aber der Corona-Virus kam dazwischen. Dadurch wurde Balkonien zum Urlaubsort. Eine Recherche im Internet ergab, dass der Hausspatz in der Vorwarnliste für bedrohte Arten ist. Die Vögel und ihre Nester sind nach § 44 BNatSchG besonders streng geschützt und das rund ums Jahr. Zu den Hauptgefährdungsfaktoren zählen neben Brutplatzverlusten durch Sanierungsmaßnahmen an Gebäuden auch ein zunehmender Nahrungsmangel. Während Spatzen für die Aufzucht ihrer Jungtiere insektenreiche Nahrung benötigen, ernähren sich die erwachsenen Vögel von Samen, Früchten, Beeren und Knospen. Sie picken aber auch Krümel vom Boden und tragen damit dazu bei, Mäuse und Ratten fernzuhalten.

Der Tierfreund stellte seine Kamera mit Bewegungssensor (Motion Detect von Magic Lantern) auf, um Bilder machen zu lassen. Da Spatzen wachsame Tiere sind, lassen sie sich besser automatisch fotografieren. So kam der Hobbyfotograf zu herrlichen Tierporträts, wo er doch sonst lieber Landschaften, Gebäude oder Personen fotografiert. Er beobachtete, dass sich beide Elternteile am Nestbau beteiligten, das etwas kontrastreicher gefärbte Männchen ebenso wie das unauffälligere Weibchen. Beide Elternteile trugen unermüdlich den ganzen Tag über Insektenfutter für den Nachwuchs heran- und Kot aus dem Nest heraus. Etwa zwei Wochen nach dem Schlüpfen verließ ein Spatzenjungtier das Nest. Stege beobachtete, dass es sich auf einem benachbarten Baum hockte und noch einige Tage von seinen Eltern mit Nahrung ver-sorgt wurde. Die Jungtiere werden von Nest- zu Asthockern. Nach etwa acht Tagen werden sie unabhängig. In der Brutzeit von März bis August können in guten Jahren drei bis vier Jahresbruten mit jeweils bis zu sieben Jungtieren großgezogen werden. Auch das treue Spatzen-paar in Gonsenheim hat schon wieder angefangen, neues Nistmaterial für eine neue Brut her-beizuschaffen.

Der BUND Mainz setzt sich seit vielen Jahren für den Schutz von Gebäudebrütern wie Haussperling, Hausrotschwanz, Mehl- und Rauchschwalben sowie Mauersegler ein. Regelmäßig werden Vorträge und Exkursionen angeboten, um über die Lebensweise der Gebäudebrüter, ihre Gefährdung und über Schutzmaßnahmen zu informieren. Zur Umsetzung des gesetzlichen Schutzes und zur Einhaltung der Schutzvorschriften müssen die Quartiere der Gebäudebrüter bekannt sein. Deshalb bittet der BUND Mainz darum, Quartiere oder Nistplätze mit Angabe der Adresse, der Lage am Gebäude und ggf. bestehender Gefährdung zu melden an: mauersegler-mainz(at)bund-rlp.de. Mit dem Gebäudebrüterprojekt des BUND Mainz sollen die Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt für die Artenvielfalt vor der eigenen Haustüre sensibilisiert, Lebensräume für die Vögel geschaffen und die biologische Vielfalt gestärkt werden.

Wer dem Haussperling helfen will, kann auch eine künstliche Nisthilfe anbringen, empfiehlt der BUND Mainz. Werden Gebäude saniert oder neu gebaut, können Nischen und Mauerspal-ten eingerichtet werden. Auch in eine begrünte Fassade wird gerne eingezogen. Wer einen Garten besitzt, pflanzt einheimische Sträucher, Stauden und Gräser. Sie sichern dem Spatz ein reiches Angebot an Insekten und Samen. Bäume und Hecken bieten Schutz, Nest und eine Überwinterungsmöglichkeit. Das Spatzenparadies ist perfekt, wenn auch noch eine Vogel-tränke und ein Sandbad zur Gefiederpflege aufgestellt wird.

Weitere Informationen: BUND Mainz, https://mainz.bund-rlp.de