Der Sommer ist Mauerseglerzeit
Gefährdung der rasanten Vögel durch Renovierungsmaßnahmen
Wir kennen alle die schrillen Schreie, mit denen die Vögel mit den langen sichelförmigen Flügeln im Sommer bei ihren Flugspielen pfeilschnell im Pulk um die Häuser fliegen. Durch dieses auffällige Verhalten wirken die Vögel sehr präsent, aber tatsächlich sind die Bestände bedroht - hauptsächlich durch den Menschen.
Außerhalb des Sommers gibt es in unseren Breitengraden keine Mauersegler; gerade einmal drei Monate, von Ende April/Anfang Mai bis Anfang August, halten sie sich bei uns auf. Sie haben nur diese drei Monate, um einen Nistplatz zu finden und ihre Jungen aufzuziehen. Ist der Frühling kalt und regnerisch, wie z.B. im Jahr 2013, bedeutet dies eine erhebliche Gefahr für die Brut.
Ein Leben in der Luft
Mauersegler sind Höhlenbrüter, d.h. sie bauen sich kein Nest im Baum, sondern sie nisten in Spalten und anderen Hohlräumen von Gebäuden, hinter Regenrohren oder Stuckverzierungen, unter Dachziegeln oder auch in alten Spatzennestern - auf jeden Fall möglichst weit oben. Sie müssen daher teilweise auch etwas länger nach geeigneten Nistplätzen suchen; haben sie einen gefunden, kehren sie jedes Jahr immer wieder zu ihm zurück und verteidigen ihn notfalls energisch gegen andere Vögel. Das Nistmaterial sammeln sie in der Luft, so wie sie außerhalb der Brutzeit ebenfalls ausschließlich in der Luft leben und dort fressen, trinken, schlafen und sich sogar dort paaren können.
An dieses Leben sind die Vögel perfekt angepasst: lange, sichelförmige Flügel, ein kurzer, sehr weit zu öffnender Schnabel, mit dem während des Fluges Insekten gefangen werden, in den Höhlen liegende Augen, die dadurch bei dem bis zu 200 Stundenkilometer hohen Tempo geschützt sind.
Am Boden hält sich der Mauersegler nicht freiwillig auf. Wenn er sich zu Fuß fortbewegt, z.B. am Nistplatz, sieht das aufgrund seiner extrem kurzen Beine etwas ungeschickt aus - übrigens ist sein wissenschaftlicher Name Apus apus: das bedeutet "fußlos". Tatsächlich hat er aber sehr kräftige Füße und Krallen, mit denen er hervorragend klettern oder sich an Mauern hängen kann.
Das Weibchen legt ein bis drei Eier, aus denen nach ca. drei Wochen die Jungen schlüpfen. Die Eltern füttern die Jungen mit Futterballen aus Insekten, die sie im Flug fangen. Im Lauf einer Brutzeit verfüttert ein Paar Mauersegler rund zwei Kilo Insekten - sie tragen also durchaus dazu bei, uns von störenden Fliegen und Mücken zu befreien.
Die Jungen sind nach fünf bis acht Wochen flügge. Bis dahin trainieren sie ihre Muskeln, indem sie im Nest geradezu Bodybuilding-Übungen vollführen, bei denen sie sich immer wieder auf die Flügel stellen. Wenn sie das Nest im mauerseglertypischen Sturzflug einmal verlassen haben, sind sie auf sich gestellt und kehren nicht mehr zurück.
Mauersegler und ihre Nistplätze stehen unter Naturschutz
Die Mauersegler und ihre Nistplätze stehen ganzjährig unter Schutz. Dies ist nötig, da sonst bereits bei kleineren Renovierungsmaßnahmen oft unabsichtlich Nistplätze verschlossen oder ganz entfernt werden. Da Mauersegler Koloniebrüter sind, gehen dabei meist gleich mehrere Nistplätze verloren. Daher muss vor solchen Arbeiten geklärt werden, ob Nistplätze bedroht sind. Es gibt viele Möglichkeiten, sie zu retten oder durch künstliche Nisthilfen zu ersetzen, ohne dass die Baumaßnahmen darunter leiden.
Die BUND Kreisgruppe Mainz-Stadt bittet darum, während des Sommers darauf zu achten, wo Mauersegler Scheinanflüge auf Gebäude unternehmen - dies deutet meist auf Nistplätze hin. Der Anflug selber geschieht so schnell, dass man den Eindruck haben kann, der Vogel habe sich in Luft aufgelöst.
Ebenso wie unseren Mauerseglern geht es übrigens auch den anderen Gebäudebrütern wie Spatzen, Hausrotschwänzen und Schwalben oder auch Fledermäusen. Auch ihre Niststätten gehen bei Sanierungen derzeit in großem Maßstab verloren.
Was Sie tun können
Die BUND Kreisgruppe Mainz-Stadt hat eine Email-Adresse eingerichtet, an die Sie sich wenden können, wenn Sie Nistplätze von Gebäudebrütern kennen. Beschreiben Sie, wo Sie an dem Gebäude den Nistplatz vermuten oder sehen; Sie können auch gerne ein Bild mitschicken. Bitte laden Sie unseren Gebäudebrütermeldebogen herunter und richten sich mit Ihrer Beschreibung nach den dort formulierten Fragen. Ein Online-Formular ist in Arbeit.
Bitte melden Sie sich, wenn Sie von Renovierungen oder Einrüstungen wissen, damit die Ehrenamtlichen der Kreisgruppe sich darum kümmern können. Selbstverständlich können Sie solche Nistplätze auch einem anderen Naturschutzverband melden.
Und ein wichtiger Hinweis:
Mauersegler halten sich nicht freiwillig am Boden auf. Wenn Sie also einen Mauersegler finden, der nicht selber vom Boden hochfliegen kann, braucht er sehr wahrscheinlich Hilfe. Bringen Sie ihn in Sicherheit und informieren Sie sich, was Sie tun können und was Sie auf keinen Fall tun dürfen, z.B. bei der
Mauerseglerklinik in Frankfurt am Main
Buchenstraße 9, D-65933 Frankfurt
Tel.: +49 (69) 35 35 15 04 (bitte melden Sie sich immer telefonisch an!)
Email: info(at)mauersegler.com
http://www.mauersegler.com