BUND Mainz: Alte Bäume sind unverzichtbar für das Stadtklima und die Artenvielfalt
Umweltverein kritisiert Umgang der Stadt mit Baumfällungen
Vor dem Hintergrund der Ergebnisse der Klimprax-Studie von 2019 sowie der Biodiversitätsstrategie von 2020 der Stadt Mainz kritisiert die BUND Kreisgruppe Mainz den Umgang der Stadtverwaltung mit dem Erhalt von Bäumen. Negativbeispiele zeigen, dass die Verwaltung die wissenschaftlichen Erkenntnisse und ihre eigenen Ziele zum Erhalt der Artenvielfalt und des Stadtklimas nicht berücksichtigt und bei der Umsetzung von Bauprojekten "veraltete" Planungen anwendet.
In der Peter-Härtling-Schule in Finthen sollen 50-60 Jahre alte Bäume vor allem für den Bau einer neuen Turnhalle gefällt werden. Von insgesamt 57 Bäumen sollen 42 Bäume weichen, davon sind 22 durch die Baumschutzsatzung der Stadt Mainz geschützt. In der Lemmchenschule in Mombach sollen 142 Bäume für Bauprojekte gefällt werden, davon sind 38 bereits gefällt. Viele alte Bäume sollen auch im Rahmen eines Umbaus der Mombacher Straße entfernt werden. Am Einkaufszentrum Lerchenberg müssen Bäume vor allem für den geplanten Neubau mit Tiefgarage auf dem Grundstück des jetzigen "Hotels am Lerchenberg" weichen. 81 von 136 Bäume sollen gefällt werden, 45 davon geschützt, 31 Neupflanzungen im Planungsgebiet sind vorgesehen. Die Liste lässt sich fortsetzen. Was die meisten Projekte gemeinsam haben, sind Pläne, die vor 2019 aufgesetzt wurden und somit die Klimprax-Ergebnisse und die Biodiversitätsstrategie nicht berücksichtigen.
Selbst wenn umfangreiche Ersatzpflanzungen vorgesehen sind, so können Jungbäume die Altbäume nicht ersetzen, da sie Wurzeln und Kronen erst zu entsprechender Größe ausbilden müssen, die Größe der Altbäume nie erreichen werden und der positive Effekt für das Stadtklima und die Artenvielfalt erst nach vielen Jahren Wirkung zeigt. Auch sterben die jungen Bäume mangels Wasser oder durch fehlende Pflege oft ab. Unter dem Vorsorgeprinzip ist es daher unverzichtbar, alte Bäume zu erhalten statt durch junge zu ersetzen.
"Laut Klimprax-Studie werden in Zukunft immer heftigere Hitzesommer unsere Gesundheit belasten. Laut Biodiversitätsstrategie stehen unter anderem jedem*r Bürger*in mindestens 12m2 Grünfläche zu und die Eingriffsvermeidung hat oberste Priorität", so Marcel Weloe vom Vorstand des Mainzer BUND. "Wir erwarten daher von allen Dezernaten, auch von den Liegenschafts- und Baudezernentinnen, dass sie ihre Projekte neu im Sinne von Klimprax und Biodiversitätsstrategie überplanen. Es darf nicht länger sein, dass vor allem Bäume, unsere großen Verbündeten im Kampf gegen Hitze und Artensterben, in so großer Zahl für Baumaßnahmen geopfert werden."
Dass es sich lohnt, sich für den Erhalt von Bäumen einzusetzen, zeigt die erfolgreiche Petition für das Wäldchen Am Heiligenhaus im Stadtteil Hartenberg/Münchfeld. Dieses Wäldchen konnte gerettet werden. In anderen Stadtteilen kämpfen Bürgerinitiativen weiter um den Erhalt der Bäume, in Finthen und Mombach haben sie Petitionen gestartet.
Am Beispiel der Lemmchenschule könnten laut der Petition die Bäume durch geschickte Gestaltung der Bauabläufe, der Platzierung der Gebäude sowie der Anlage eines Parkhauses unter den Schulgebäuden gerettet werden. Auch für die Mombacher Straße und die Finther Grundschule gibt es seitens der Bürgerschaft deutlich umweltfreundlichere Gegenvorschläge. Der BUND Mainz appelliert daher an die Verwaltung, das bürgerliche Interesse und Engagement für den Erhalt von Bäumen anzuerkennen und ihre Pläne zugunsten des Stadtklimas und der Artenvielfalt zu überarbeiten.
Weitere Informationen und Kontakt: mainz(at)bund-rlp.de, https://mainz.bund-rlp.de