Mauersegler-Saison 2020

 (BUND Mainz/Sc)

Kaum waren die Mauersegler Anfang Mai in Mainz angekommen, gingen bei uns mehrere dringende Notfall-Meldungen ein, jeweils nur mit wenigen Tagen Abstand.

Ein Mauersegler war aus nicht bekannten Gründen unter die Krallen einer Krähe geraten. Glücklicherweise war eine Mauerseglerfreundin in der Nähe und füllte gerade ihr Vogelfutterhäuschen nach. Sie wurde aufmerksam durch das zweistimmige Gezeter auf einer Wiese, verjagte die Krähe natürlich sofort und nahm den Vogel vom Boden auf.

Der Vogel war anscheinend mit dem Schrecken davon gekommen und startete bereits bald darauf aus ihrer Hand wieder.

Bitte nehmen Sie auf dem Boden sitzende Mauersegler immer hoch! Fitte Mauersegler können zwar grundsätzlich auch vom Boden starten, aber fitte Mauersegler sitzen nicht auf dem Boden. Wenn der Vogel gleich wieder von der Hand losfliegt, ist das natürlich in Ordnung. Falls nicht, nehmen Sie ihn bitte mit, lassen ihn ausruhen und lassen ihn möglichst von einer höheren Position aus losfliegen. Werfen Sie ihn nicht in Luft, um ihm das Starten zu erleichtern! Das Risiko, dass er wieder auf den Boden fällt, ist zu groß.

 (BUND Mainz/Sc)

Ein weiterer Vogel hatte sich auf einen Dachboden, dessen Fenster gekippt war, verflogen und fand den "Ausgang" nicht mehr.

Dort wurde er von einer Hausbewohnerin entdeckt und wurde erst einmal mit Wasser versorgt (tropfenweise an den Schnabelrand geben!), das er auch gerne nahm. Dann saß er im Schuhkarton mit Ausflugloch auf einem kleinen Balkon, hat sich dort aber anscheinend so wohlgefühlt, dass er noch den ganzen Tag blieb.

Am nächsten Morgen war er inzwischen recht ungeduldig und startete bald wieder in sein normales Mauerseglerleben.

Links die einsturzgefährdete Mauer; recht der Ersatz Links die einsturzgefährdete Mauer; recht der Ersatz  (BUND Mainz/Sc)

Wegen einer einsturzgefährdeten, sehr schmalen Wand zwischen zwei Häusern mussten zwei Mauerseglernistplätze wenige Tage nach Ankunft der Vögel leider durch ein Gerüst versperrt werden, denn hier war Gefahr im Verzug: wäre die Wand eingestürzt, hätten auch Menschen zu Schaden kommen können. Und mindestens das eine Nest, das direkt in der Mauer war, wäre auch verschüttet worden.

Hier sorgte das Umweltamt für die umgehende Anbringung von zwei Nistkästen, die auch tatsächlich innerhalb weniger Tage angenommen wurden: Nachbarn konnten beobachten, wie die Vögel Nistmaterial herantransportierten.

Einjähriger testet Nistkasten  (BUND MZ/Sc)

Aber neben den dramatischen  Ereignissen gibt es auch Positives zu berichten, z.B. von der ehemals vielleicht größten Mauerseglerkolonie in einem Gebäudekomplex in der Wallaustraße. Dort war im Lauf der Jahre ein Gebäude nach dem anderen renoviert worden, allerdings wurden die oben an den Gebäudekanten angebrachten Ersatznistkästen nicht angenommen. Möglicherweise waren sie zu weit weg von den Originalnistplätzen, denn Mauersegler tun sich wegen ihrer absoluten Nistplatztreue ja oft schwer damit, die Ersatzkästen zu finden.

Dann änderte man das Konzept und die Kästen am letzten renovierten Gebäude wurden direkt auf die alten Nistplätze gesetzt. Das sieht etwas unorthodox aus, erfüllt aber seinen Zweck, so dass die Mauersegler nicht lange suchen mussten: ein Kasten war schon letztes Jahr kurz nach dem Abbau des Gerüsts belegt, dieses Jahr sind es mindesten drei weitere. Dazu kommen einige von Spatzen, Meisen und einem Hausrotschwanz genutzte Kästen.

Momentan sieht es also so aus, als würden sich dort nun doch nach und nach wieder immer mehr Vögel ansiedeln.

 (BUND Mainz/Sc)

Und außer diesen haben wir auch wieder an anderen Stellen neue Nistplätze von Mauerseglern und anderen Gebäudebrütern entdeckt, u.a. neue Mehlschwalbennester in der Neustadt. Die Großbaustelle am Zollhafen liefert aktuell ausreichend Baustoff für die Vögel. Leider wird nach der Fertigstellung des Zollhafens davon nicht viel übrigbleiben.

Und natürlich sind wir weiter auf Meldungen aus der Bevölkerung angewiesen: melden Sie uns Nistplätze, die Sie kennen, aber auch Baustellen und Gerüste, durch die Nistplätze bedroht sein könnten. Nur so lassen sich Nistplätze in ausreichender Zahl erhalten.